Wann wird die Wanderapotheke zur Pflicht?
Grundsätzlich sollte in jeder Outdoor-Ausrüstung ein Erste-Hilfe-Set Pflicht sein. Du denkst vielleicht als junger Bergfreund, dass du sowieso vorsichtig bist und dir schon nichts passieren wird. Aber was ist mit deinen Mitmenschen? Vielleicht gerätst du ja einmal in eine Situation, in der du erste Hilfe leisten musst? Blöd, wenn du da kein first aid kit zu Hand hast. Mal davon abgesehen: Du kannst noch so vorsichtig sein, aber ausschließen, dass dir nichts passieren wird, kannst du nicht 100 %-ig. Spätestens dann wenn die erste Blase an den Füßen drückt oder du dich irgendwo an einem Stein aufschürfst, wirst du merken, dass in deinem Rucksack etwas fehlt - die Rucksackapotheke.
Schon bei kleinen Wandertouren sollte unbedingt ein Erste-Hilfe-Set dabei sein. Klar, wenn man immer auf der sicheren Seite unterwegs sein will, müsstest du sogar eine Rucksackapotheke beim Fahrradfahren in der Stadt dabei haben. Das erscheint jetzt vielen vielleicht etwas übertrieben, jedoch solltest du immer bei „kleinen“ Unternehmungen ein first aid kit dabei haben. Diese Entscheidung liegt natürlich ganz bei dir. Es gibt jedoch keinen Grund auf eine kleine Grundausstattung zu verzichten. Nicht einmal das Gewicht eines Erste-Hilfe-Sets bereitet Bergfreunden Probleme, denn die meisten Artikel im Set wiegen wirklich wenig.
Was du auf jeden Fall in deiner Rucksackapotheke dabei haben solltest, erfährst du jetzt:
Der Inhalt
In den meisten Basic-Sets ist schon ein Großteil von dem, was du benötigst, enthalten. In den etwas größeren Sets ist zumeist mehr Material zur Wundbehandlung mit dabei. Für große Touren absolut erforderlich, für kleinere Touren kann durchaus abgespeckt werden. Du kannst dir eine simple Regel merken: Je größer und riskanter die Tour ist, desto umfangreicher sollte deine Rucksackapotheke sein. Auch das Reiseziel spielt bei der Zusammensetzung des Sets eine Rolle. Im Hinblick auf Medikamente solltest du jedes gekaufte Set individuell auf dich und die Tour oder Reise anpassen.
In der nachfolgenden Auflistung findest du alle Utensilien, die du bei einer alpinen Bergtour als minimale Grundausstattung mit an Bord haben solltest.
Das Must-have für deine Rucksackapotheke
- 1 Pinzette
- 1 kleine Schere
- 2 Fixierbinden (4mx6cm, 4mx8cm)
- 1 steriler Wundverband (8x10cm)
- 1 sterile Wundkompresse (10x10cm)
- 1 Dreieckstuch
- 1 Heftpflaster-Sortiment
- 2 Blasenpflaster
- 2 Alkoholtupfer
- 1 Rolle Fixierpflaster Leukoplast
- 1 Paar Einmalhandschuhe
- 1 Rettungsdecke
- Signalpfeife
Bei mehrtägigen Touren oder größeren Gruppen ergänzt man die oben genannten Artikel in mehrfacher Ausführung.
Medikamente für den Notfall
Neben der Grundausstattung solltest Du für den Notfall auch Grundmedikamente mit dabei haben. Vor allem dann, wenn du auf längeren Touren oder auf Reisen unterwegs bist. Hier ist es ratsam vorher mit einem Arzt über eventuell benötigte Impfungen oder spezielle Medikationen zu sprechen. Benötigst du bei Grunderkrankungen dauerhaft Medikamente, dann müssen diese in jedem Fall mit ins Gepäck. Sprich vorher auch hier mit deinem Hausarzt ob es mögliche Nebenwirkungen in Verbindung mit anderen Medikamenten gibt.
Nachfolgend eine Empfehlung was du mit im Gepäck haben solltest:
- Schmerzmittel gegen Kopf-, Gliederschmerzen/Fieber: Bsp. Ibuprofen, Paracetamol
- Lutschtabletten gegen Halsschmerzen
- Tabletten gegen Übelkeit: Bsp.Vomex
- Tabletten gegen Bauchschmerzen: Bsp. Buscopan
- Tabletten gegen Durchfall: Bsp. Imodium
- Tabletten gegen Verstopfung: Bsp. Dulcolax
- Salbe gegen wunde Stellen: Bsp. Bepanthen
- Salbe gegen Schmerzen, Schwellungen: Bsp. Diclofenac
- Antihistaminika/Antiallergika bei Allergieneigung
- Mückenschutz
- Breitbandantibiotikum
- Medikamente gegen Höhenkrankheit
Grundsätzlich gilt: Wer sich krank fühlt, bricht die Tour ab! Die Medikamente können dir helfen, den Abstieg zu erleichtern aber nicht deine gesundheitlichen Probleme beheben!
Auch wichtig: Die Erste-Hilfe-Tasche
Nicht nur der Inhalt einer Rucksackapotheke spielt eine große Rolle, sondern auch die Hülle sollte passen. Packt man sich selbst ein Set wird meistens alles nur in einen Beutel „gestopft“. Im Ernstfall muss man sich dann erst einmal durchwühlen. In der Regel sind eine Vielzahl der Outdoor-Taschen für first aid sehr durchdacht. Sie lassen sich wie eine Art Mini-Koffer anwenden, da sie ringsherum einen Reißverschluss besitzen. Die Außenhülle besteht zudem oft aus robustem Nylon. Die allerbesten Taschen sind mehrfach aufklappbar und besitzen transparente Fenster, um auf den ersten Blick zu sehen, wo sich welches Material befindet. Viele dieser Sets lassen sich entweder am Gurt oder am Rucksack selbst befestigen, damit sie gut zugänglich und sichtbar sind.
Internationales Alpines Notsignal senden – so geht´s
Das Alpine Notsignal wird 6 Mal innerhalb einer Minute abgegeben. D.h. alle 10 Sekunden gibst du ein optisches (z.B. Taschenlampe) oder akustisches (z.B. Signalpfeife) Zeichen. Danach folgt eine Minute Pause. Du wiederholst das Signal so lange bist du eine Antwort erhältst. Wirst du von den Rettungskräften gehört, wird dein Hilfesignal mit 3 Zeichen pro Minute optisch (Licht) oder akustisch (Signal) beantwortet.
Bei Sichtkontakt oder bei der Flugrettung versuche auf dich aufmerksam zu machen. Strecke beide Arme in die Höhe wie bei einem „Y“. Diese Pose signalisiert „YES, I need help“.
WICHTIG Europaweiter Notruf: 112
Fazit
Dieser Artikel hat dir hoffentlich gezeigt, dass ein Erste-Hilfe-Set ein absolutes Muss bei Bergwanderungen darstellt. Bevor du diese paar Gramm Gewicht einsparen willst, solltest du lieber auf andere Outdoor-Gadgets verzichten. So kannst du mit gutem Gewissen deine Bergtour in vollen Zügen genießen und kannst im Notfall entsprechend reagieren.
Trotz allem Risiko und aller Vorsichtsmaßnahmen soll das Erste-Hilfe-Set hoffentlich bei dir niemals zum Einsatz kommen müssen!